Mit dem Zug durch das Hochland von Sri Lanka

Nach fünf Stunden mit dem Bus hatten wir die Distanz von 182km überwunden und waren in den Bergen, genauer gesagt in Ella angekommen. Hier sollte sie starten, die berühmte Fahrt mit dem blauen Zug durch das Hochland von Sri Lanka, von Ella nach Kandy. Wir fragten schon kurz nach der Ankunft in Ella am Bahnhof nach Ticket und war stolz wie King Julien solche mit Sitzplatzreservierung in der Klasse 2 für jeweils 500SLR (2,50€) bekommen zu haben. Ich wollte nicht nochmal mehrere Stunden im Zug stehen und vor allem in aller Ruhe die Landschaft bei einem offenen Fenster genießen.

In Ella hatten wir uns für das Guesthouse Manaram Guest Inn, entschieden. Ein kleines Haus, in der Nähe des Little Adam’s Peak und der berühmten Nine Arches Bridge, geführt von einem älteren Ehepaar. Es war ein Wohnen wie bei Großeltern. Das Mobilar war wie die Besitzer*innen etwas in die Jahre gekommen, auch der Geruch hatte etwas antikes, nur ein Frosch in der Toilette schien mir ein etwas modernerer Ansatz. Dennoch, die Leute waren echt sweet und kredenzten uns jeden Morgen Tee und Frühstück im Vorgarten ihres Hauses.

Für unsere anderthalb Tage in Ella standen eine Wanderung am Morgen auf den Little Adam’s Peak, die Nine Arches Bridge, sowie Entspannungszeit in einem kleinen Café auf dem Programm.

Der Rhythmus passte. Vor dem Frühstück genossen wir die Aussicht vom Adam´s Peak, frühstückten dann mit viel Zeit im Vorgarten der Großeltern und hatte dann Zeit für den Besuch der Brücke und ein, zwei gute Tassen Kaffee, mit Buch lesen und Blog schreiben.

Mit dem Zug nach Nuwara Eliya

Früh gings für uns los zum Bahnhof von Nuwara Eliya und damit zu einem neuen Abenteuer. Ich freute mich schon sehr auf das „Raushängen“ aus den Zugtüren wann immer ich wollte, auf den Wind in den Haaren und minutenlanges starren auf vorbeiziehende Landschaften. Doch es kam etwas anders: Unsere Erfahrung nach ist es so, dass wenn ein Mensch ein Ticket für die erste und zweite Klasse mit Sitzplatzreservierung bucht, dann hat man definitiv einen Sitzplatz und auch keine stehenden Menschen um sich herum, aber man ist in diesen Abteilen auch eingesperrt. Die Türen sind verschloßen. Nur eine, die zum Ein- und Aussteigen kann geöffnet werden und dort steht ein Bordbegleiter. Das ganze hat den Zweck, dass niemand ausser die Menschen mit Reservierugen in dieses Abteil kommen können, und damit auch niemand hinaus und damit auch niemand in die offenen Türen. Na gut, bleibt noch das Fenster …. aber nur wenn dir das Schicksal dir ein Fenster an deinem Fensterplatz bereit stellt. Ha Ha.

Boah… kann ich mich über Kleinigkeiten aufregen :). Schön ist die Fahrt dennoch. Sitzend rauschen die Berge an uns vorbei, die kleine Bahn schlängelt sich an Berghängen voll mit Teegärten entlang und lässt viele Möglichkeiten für traumhafte Fotos (aus dem Nachbarfenster). Wer allerdings etwas magenschwach ist, sollte wissen, dass diese Fahrt schon eine*n schon ordentlich durchschüttelt und trotz kurzer Distanzen ein zeitintensives Vergnügen ist.

Nuwara Eliya – “und schön Vorsichtig an den Abhängen!”

Ganz ehrlich, um den Ort an sich ging es uns irgendwie nie so wirklich, der einzige Grund dieses Zwischenstops, waren die Horton Plains und das “Ende der Welt”. An dieser Stelle mussten wir zum ersten Mal in Sri Lanka für eine Tour zahlen und mit dem Wissen um das, was uns geboten wurde, kann ich heute sagen, die Investition hat sich definitiv gelohnt!

Auch in NE haben wir in einem Guesthouse übernachtet, diesmal im Travellers Nest Inn, vor allem weil die Kommentare anderer Reisenden von dicken Bettdecken berichteten und wir schon in Ella gemerkten haben, wie kühl die Nächte im Hochland sein können. Die Familie, mit ihrem Sohn Rukhsan, der ziemlich gutes Englisch sprach, waren ebenfalls super lieb. Zu Beginn habs es Tee mit Keksen und im Anschluß versorgte uns Rukhsan mit allen Informationen zu unsrem gewünschten Ausflugsort und besorgte uns dazu auch ein Auto mit Fahrer.

Die Horton Plains sind eine Nationalpark mit verschieden Wanderwegen. Der bekannteste ist ein Rundweg mit den Punkten „Little Worlds End”, “Worlds End” und einem Wasserfall. Wer die Ausblick genießen wolle, sollte vor 10 Uhr morgens am Aussichtspunkt sein, denn ab dann steigen dichte Wolken die Felsen hoch und blockieren die Sicht. Da die Horton Plaines ca. eine bis anderthalb Stunden entfernt vor NE liegen, mussten wir früh aufstehen. Die Mutter des Hauses hatte uns ein Lunchpacket zusammengestellt und vom Sohn wurden uns noch mahnende Worte, zur Vorsicht auf dem Wanderweg mitgegeben. Krass dieser junge Kerl.

Allein die Anfahrt war schon ein Erlebnis. Anders als erwartet stand am Morgen kein typischer Tourbus vor der Tür, sondern der Van der Familie mit ihrem Hausfahrer, der uns schon am Vortag mit dem TukTuk vom Bahnhof abgeholt hat. Die Art wie unsere Reise begann, ließ vermuten, dass er nicht so oft in diesem Auto unterwegs ist. Er ließ die Scheibe der Fahrertür offen, damit die Frontscheibe entschlug und fusselt bei bei schlechter Sicht, komplett beschlagender Scheibe und kurviger Straße an den Knöpfen der Belüftung herum. Beruhigend. Irgendwann stellte er fest, dass das Benutzen der Scheibenwischer einen Effekt hatte, was uns immer mal wieder kurzzeitig Sicht auf die aufgehenden Sonne bot und auf die Straße.

Das Ankommen auf dem Hochplateau war beeindruckend. Die Sonne kam gerade über den Berg und legte das Grasland in ein diffuses Licht. Im Nebel konnten wie Sambarhirsche entdecken, die dort gemütlich grasten. Gerne wäre ich an diesem Ort länger geblieben, es gab jedoch zeitliche Vorgaben und so fuhren wir zum Startpunkt des Wanderweges. Dort ließen wir unseren Fahrer mit dem Auto zurück und hatten drei Stunden für den 9.5km langen Rundweg.

Die Luft war kühl, die Sonne stand schon etwas höher und wir liefen los und direkt in eine Gruppe lautstark kommunizierenden Menschen hinein. Na toll, so wollte ich das nicht, doch es war kein Entkommen. Leider war an diesem Tag der Weg sehr attraktiv für viele Besucher*innen mit Unterhaltungsdefizit, dass wir es nie wirklich schafften in Ruhe mit der Natur zu sein. Na ja so ist das halt auf touristischen Pfaden. Und dennoch dieser Nationalpark zeigte sich in einer für mich unbekannten Schönheit. Es waren weniger die Aussichtspunkte und Wasserfälle die mich beeindruckten (dafür finde ich lohnt sich die anreise nicht) aber diversität der Landschaft, die Weite des Graslandes sind eine Reise wert. So liefen, schlenderten, pausierten, kraxelten wir in etwas mehr als drei Stunden durch diesen Park, bevor uns der Fahrer wieder zurück nach NE brachte.

Aussicht beim Frühstück am Ende der Welt

Das Hochland von Sri Lanka bietet echt einiges an Wegen für ruhige und eindrucksvollen Ein- und Aussichten. Bei einem längeren Aufenthalt, wären wir bestimmt noch durch diverse Teeplantagen gewandert, hätten uns die Welt vom Ella Rock angesehen oder wären für einen Tag mal irgendwo auf der Bahnstrecke in einem der Dörfer ausgestiegen um zu gucken, wer das so guckt.

Den Nachmittag verbrachten, wie schon den Tag zuvor, im Grand Hotel bei Kaffee, Kuchen und viel Entspannung.

Madeleine und das Essen. In Mittelamerika konnte das Essen für sie nicht genug “Bums” haben, doch hier geht gerade gar nicht mehr. Am letzten Abend in NE waren wir mal wieder lokal Essen und trotz der Bitte nach nur etwas Schärfe am Curry, heulte Madeleine ins Essen. Dieser Umstand brachte uns zu einer ganz neuen Erfahrung, dem Fast Food in Sri Lanka. Mit Pizza Hut fand Madeleine eine mild Alternative zum scharfen Essen. Pizzas Masala Chicken, Pizza Hot Chicken, …… Madeleine aß vegetarisch… aber gut zu wissen, dass auch Pizza Hut sich am landestypische orientiert. Warum gibts eigentlich noch keine Pizza Kartoffelsalat oder Pizza Heringssalat?

Sigiria – warum ich Affen nicht mag.

Nach vier Tagen im Hochland führte uns unser Weg gen Norden, raus aus dem Hochland und rein ins kulturelle Dreieck von Sri Lanka. Zwischen Kandy, Anuradhapura und Polonnaruwa liegt Sigiria. Dieses Dorf ist vor allem für einen mächtigen Monolithen, den Löwenfelsen bekannt. Eine ordentliche Ansammlung von Gestein in einer sonst er flachen Landschaft, mit einer Festung, Wolkenmädchen und viel Geschichte.

Aufgrund eines Eintrittspreises von, sagen wir mal 30USD, haben wir uns für die weit aus günstiger Variante einer Felsbesteigung entschieden und sind auf den Pidurangala geklettert, für 2,50Euro die Person. Der Pidurangala ist ca. 1km vom Löwenfelsen entfernt und gibt ebenso einen wunderbaren Blick frei über die Wälder, Reisfelder und hinüber zum Löwenfelsen.

Unsere Übernachtung war mal wieder ein Glücksgriff, wirklich. Wir buchten eine Zimmer ziemlich am Rande des Dorfes. Links von uns war der Wald, vor uns ein Gemüsegarten und rechts das Haus der Vermieter*innen. Schon die Begrüßung war wieder unglaublich herzlich, mit Tee und Kaffee. Am ersten Abend wurden wir von unsere Gastgeber*innen bekochte und ich kann sagen, es war einfach grandios. Das Curry war mild, der Reis fluffig und die Portion für ne ganze Großfamilie. Dann gab sogar noch Nachtisch, ich hätte platzen können.

Nach ein paar Tagen des frühen Aufstehens, gönnten wir uns in Sigiriya mal wieder das Ausschlafen und ein langes Frühstück. Dabei erhielten wir Gesellschaft von einer Bande Affen (Indischen Languren). Voll fasziniert beobachteten wir die Tier wie sie neben uns die Blätter vom Baum zupften, wären wir unseren Tee tranken. Hach das war schön, Zeit haben, in der Sonne sitzen und dann noch Tiere beobachten.

Etwas später haben wir erfahren, dass die Affen kleine Räuber sind, die es immer wieder auf den Gemüsegarten und die sich darin befindlichen Bohnen abgesehen haben. Irgendwann bemerkte ich einen Affen auf unseren Hausdach, der da ganz gemütlich saß und den Blick über den Garten streifen ließ. Ich ging näher um ihn gegebenenfalls davon abzuhalten, hier einer Straftat tätig zu werden, doch alles was der Affe für mich übrig hatte, war seine Zunge. Von oben herab und mit einer Frechheit im Gesicht streckte er mir die Zunge raus, sprang vom Dach und rüber zu den Pflanzen, stopfte sich die Arme voll und rate zurück in den Wald. Den Affen war total egal wie nah ich ihnen kam oder welche Faxen ich anstellte, sie fauchten mich an, kackten mir vor die Füße und lachten mich förmlich aus. Nur wenn die Besitzer*innen des Gartens auf sie Zustürmten, nahmen sie die Beine in die Hand (und noch ein zwei Bohnen, die sie greifen konnten) und verschwanden in den Bäumen.

Anuradhapura

Es klingt hart, doch Madeleines Frage an mich machte einiges deutlich: “Wann warst du das letzte Mal in einer so hässlichen Stadt?”

Anuardhapura gehört in das kulturelle Dreieck von Sri Lanka. Es geht um Geschichte, Tradition und Religion und so waren auch wir, nach Strand und Hochland neugierig auf diesen Ort. Ich wollte Stupas sehen und Fahrrad fahren. In unserer Unterkunft konnten wir ein paar in die Jahre gekommenen Räder entleihen und damit die „alte“ Stadt Anuardhapura erkunden. Als etwas herausfordernd zeigte sich der für uns unbekannte Linksverkehr. Selbst mit dem Fahrrad war das Abbiegen, der Kreisverkehr und das regelfreie Massenaufkommen von Autos, Bussen, TukTuks und Mopets ein Exkurs in das Reisen an den Grenzen der Vernunft. Auch wenn wir mit dem Besuch von zwei Stupas und dem Radfahren meine Ziele voll erreichen konnten, wurden wir mit der Stadt nicht warm. Es gab für uns kaum einen Ort der Ruhe (Cafes hatten aufgrund der Feiertage geschlossen), die Unterkunft war ok, wenn auch der Gastgeber immer etwas zu nah war (genau wie all die Mücken). Hinzu kam einen zwei Tagen mit Höchsttemperaturen die uns wenig Zeit für anderen Entdeckungen ermöglichten.

Unser Highlight in dieser Stadt war ein Tuk Tuk Fahrer, der es schaffte uns in 10min. durch den dichten Verkehr zum Bahnhof zu befördern und dabei noch ein paar Worte Deutsch lernen wollte. Was ein nicer Typ.

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Der Süden von Sri Lanka

Februar 7, 2020