
Der Süden von Sri Lanka

Wenn ich an unsere Zeit im Süden von Sri Lanka denke, dann habe ich sofort Josh vor Augen wie es uns mit einer Begeisterung sei Lieblingskartenspiel beibringt. Dann kommt der Strand, das gute Essen gegenüber der Surfschule, das Guesthouse im Regenwald und eine ganz persönliche Frage. (29.01.- 02.02.2020)
Aber der Reihe nach….
Nach drei Tagen in Negombo sind wir mit einem total überfüllten Bummelzug nach Galle, im Süden der Insel, gefahren. Zugfahren stand definitiv auf meiner Bucketliste, nur meine Vorstellung war etwas romantischer als die Realität sich zeigte.

Wir standen die ersten drei Stunden in der offenen Tür, was zum einen cool ist, weil welcher RE in Deutschland bietet dir mit Land und Leute so auf Tuchfühlung zu gehen? Doch drei Stunden in einem wackelnden, unter seinem alterscharme ätzenden, Zug zu stehen und immer wieder den Gang frei für Verkäufer*innen zu machen ist schon etwas zermürbend. Um so schöner, dass Madeleine uns für die letzte Stunde noch zwei Plätze neben einer sehr netten alten Damen organisieren konnte.
Galle an sich schien für uns eher weniger attraktiv, von daher gönnten wir uns etwas Luxus mit einem Cafe Latte, um direkt im Anschluß noch einen Ingwerkaffee zu trinken. Klingt erstmal komisch, ist aber ne ziemlich clevere Sache und werde ich dir zu Hause auch mal kredenzen. 🙂
Für die ersten zwei Nächte hatten wir uns ein Hostel mit guter Bewertung etwas oberhalb des Strandes gebucht, direkt im Regenwald. Wenn ich das so schreibe muss ich schon schmunzeln, denn dieses Hostel bot von der Ausstattung fast nix, von dem was es laut Booking.com verspricht und dennoch hatten wir dort eine super schöne Zeit. Das Hideaway Hostel begrüßte uns mit Leere. Niemand war da. Nicht der Besitzer, keine anderen Gäste, nur ein Mitarbeiter mit wenigen Worten Englisch und zwei sehr sweete Dogos. Das Hause wirkte er wie eine Baracke, gedrungen und kühl durch die Fliesen. Unser Zimmer war ok, es gab ein Bad (mit Fallloch), eine Küche und ein paar provisorische Sitzgelegenheiten im großen Flur, der alles miteinander in Verbindung setzte. Das Angebot auf einen Tee im Garten lenkte mich erstmal von der grusligen Vorstellung hier allein zu sein ab. Der Anfang war für mich mal wieder nicht einfach. Alles änderte sich als “Cartoon” (Besitzer) mit drei weiteren Gästen vom Strand zurück kam. Tom (Heinzi) war der Erste den wir kennen lernten. Offen und interessiert setzte er sich zu uns. Mit einem fetten Grinsen kam dann Josh zu uns, gefolgt von “Cartoon” und noch einem Tom. In die Hütte kam Leben und was für eins. Wir unterhielten uns, immer noch im Garten sitzend, und es ging um zerbrochene Surfbretter, Reiseerlebnisse, das Hostel und Waschmaschinen und Nahtoderfahrungen.
Josh hatte die Idee, uns allen sein liebstes Kartenspiel beizubringen und ging darin auf wie Feuer und Flamme. Unterdessen holte Heinzi für alle Bier mit dem Motorroller und Madeleine machte sich einen Tee. Bis um 22Uhr spielen wir dann Karten. Ich fand es toll und Madeleine hatte neben einem hartnäckigen Husten nun auch noch das Spielfieber erwischt. Später am Abend sind die Boys dann noch zum Strand mit Livemusik, während wir verneinten. Das machte uns dann zu Hostelbesitzer*innen auf Zeit. Ganz allein im Regenwald.
Der nächste Tag begann mit einem soliden Frühstück im Garten und einer TukTuk Fahrt zum Strand. Ich wollte surfen und Josh, der schon die letzten Tage im Wasser war, nahm uns mit. Während ich nur mal gucken wollte was ich noch vom letzten Mal aus Nicaragua noch wußte, war Josh so schlau sich eine Surfstunde geben zu lassen. Nach etwas Suchen und Verhandeln entschieden wir uns für Manny und seine Surfschule in der Mitte des Unawatua Beaches.
Wir verbrachten ein paar Stunden bei Manny. Ich paddelte die meiste Zeit neben oder unter dem Bord, Josh ritt die ein oder andere Welle und Madeleine saß am Strand und genoss die Aussicht, ein Buch und dass jemand vor ihr den Strandsand harkte.
Wir gönnten uns Kaffee, Limo und natürlich spielen wir wieder Karten, bis zum bitteren Sonnenbrand.
Das Hunger meldete sich bei uns, doch Josh hatte auch schon die Lösung parat. Auf der Anderen Straßenseite der Surfschule befand sich ein lokales Restaurant wo ich für 200 SLR (ca 1€) eines der besten und schärfsten Rice und Curry gegessen habe. Es war so gut und soooo viel für unsere leeren Mägen.
Die Zeit mit Josh war in sich eine kleine lustige Reise. Er ist so ein Sonnenschein mit der Mission einmal täglich Ed Sheeren zu erwähnen, Karten zu spielen und die Welt zu bereisen. Er hatte ein Buch dabei mit dem Titel: “642 Tiny Things to Write About” mit entsprechend vielen Fragen, von denen wir jeweils eine beantworten durften. Ich durfte die Frage beantworten, was meine damalige Frisur über meine Zeit an der Uni ausgesagt hat und Madeleine schrieb einen Brief an ihren Arbeitgeber mit dem Wunsch nach Wiedereinstellung, denn sie hatte aufgrund eines Zahlendrehers keine Million im Lotto gewonnen.

Am Nachmittag erkundeten wir zusammen Unawatua Dorf, tranken unsere erste Königskokosnuss und beschlossen auch den Abend zusammen Karten zu spielen. Mit Bier gings im Tuk Tuk zurück zum Hostel und einem weiteren Abend CABO entgegen.

Auch den nächsten Tag genossen wir mit Josh. Erst am Strand, dann natürlich wieder bei Rice und Curry, bis wir zusammen westlich zogen und uns die unterschiedliche Wahl der Unterkünfte in Mirissa trennte. ;(

Wir hatten uns wieder etwas ruhiges, also ein Guesthouse, im Wald ausgesucht, das Sun and Tree Home Stay. Und was war das dort schön. Das Haus ist umgeben von Bäumen, in denen Affen spielen und beherbergt für sehr wenig Geld mehrere wunderschöne und saubere Zimmer. Unser Bett war riesig, mit Moskitoschutz und einem sehr guten Wlan. Ergänzt wurde dieser Ort durch die Besitzer*innen, ihrem Frühstücksangebot und vielen Tips für unsere Weiterreise. Bisher können wir die einfachen kleinen Guesthouses nur empfehlen. Auch mit wenig Sprachkenntnissen, lassen sich Gespräche führen und das Essen ist immer wieder aufregend, neu und sehr lecker.
Ich wollte eigentlich auch mal in Mirissa das Weißwasser (surfen kann ich das wirklich nicht nennen, was ich da mit dem Bord veranstalte) testen, doch am Ende traute ich mich nicht. Ziemlich oft habe ich so Pläne im Kopf und gute Ideen was ich noch alles tun könnte, doch kurz davor stehend tue ich es dann doch nicht. Das ärgert mich so dermaßen und frustriert, dabei kann ich noch nicht mal sagen warum.
An diesem Strand hätten nun wirklich keine Ausreden gezogen. Es passte alles. Die Welle war klein und fein, das Board hätte die Stunde nur 1,50 Euro gekostet, es waren noch so viele andere Anfänger*innen im Wasser und dennoch, es blieb beim Zugucken. Und so stehe ich da und frage mich “Was hindert mich in solchen Momente den nächsten Schritt zu machen?” bzw. “Was brauche ich damit ich den nächsten Schritt mache?”, denn ich weiß ja ganz genau, dass ich mich danach super gut fühlen würde.
Na gut, der Zeitpunkt ist verstrichen und ärgern bringt gerade auch nicht viel. Ich nehme das Beispiel mal und beobachte mal weiter. Vielleicht finde ich ja noch raus, was mich an solchen Stellen mutig macht, bzw. vielleicht war das alles auch für was ganz anderes gut.