
San Cristóbal de las Casas – mein Fazit
So richtig warm geworden bin ich mit der Stadt leider nicht. Woran das lag kann ich nicht wirklich sagen, doch es ist auch schwer für jede andere Stadt nach der guten Zeit in Oaxaca anzuknüpfen. Dabei begann alles mit dem Geruch von frisch gepresstem Orangensaft. Das war das Erste was ich wahrgenommen habe, als wir am 30. September um 8.30Uhr aus dem Busterminal gepurzelt sind. Es war sonnig, deutlich kühler als in Oaxaca ruhiger und irgendwie kleiner. Die Gehwege sind unglaublich schmal, so dass wir immer hintereinander laufen mussten, um den entgegenkommenden Personen Platz zu lassen.
Living in a Hostel
Nach zwei Wochen in unserer eigenen kleinen Wohnung wäre es wohl für jedes Hostel schwer geworden unseren gut domestizierten Wünschen zu entsprechen. Von daher entschuldige ich mich schon jetzt für die wenige Dankbarkeit, die ich in den kommenden Worte darlege. Wir hatten uns für vier Nächte in einem Doppelzimmer im La Isla Hostel eingemietet. Die Rezensionen waren gut und irgendwie hatten wir die Idee, in diesem Hostel weitere Reisenden kennen zu lernen und Yoga zu machen. So ganz wurde nichts aus unseren Vorstellungen. Das kleine Zimmer, dass wir hatten war sehr schön und hatte einen wundervollen Ausblick auf die Stadt und Berge. Das Hostel ist warm und liebevoll dekoriert und das Frühstück (Brot mit Marmelade und dazu eine Schale Obst mit Joghurt und Haferflocken) super… doch trotz dieser Punkte kam kein wirkliches Wohlgefühl bei uns auf. Denn….
… Warum, wenn schon alle Türen und Verschlüsse aus Metall sein müssen, nutzt denn niemand WD40 und erlöst die Schlafenden vom Quietschen. Free Wifi macht doch nur Spaß, wenn ich als Bewohner*in auch in meinem Bett ne Netflixserie gucken kann, oder? Und warum gibt es soooo viele unterschiedliche Vorstellungen von der Ausstattung einer Hostelküche, die so weit ab sind von meiner? Ich fände es schick, wenn da mal wer ne Arbeitsvorlage zum Thema Küchenequipment einreichen könnte. Ich bin für: Handtücher, scharfe Messer, ein/zwei Bretter, Pfannen mit Griff ….. und wenn dann noch Platz auf der Liste ist, nehme ich eine einfache Espressokanne. Da die Häuser in der Region nicht mit Öfen, Isolierung oder Heizungssystemen ausgestattet sind, bitten in der „Herbst/Regenzeit“ Feuchtigkeit und Kälte abends um Einlass, was tendenziell alles etwas ungemütlich macht.

Manchmal, wenn ich so kritisch mit dem bin was uns von Hostels geboten wird, vergesse ich oft, dass nicht das Hostel ungenügend ist, sondern meine Ansprüche vielleicht etwas zu hoch. Es ist immerhin NUR ein Hostel und kein Hotel mit nem fetten Standard und Sternen oder die eigene Wohnung – mein “Zu Hause” – der Ort den ich nach meinen Wünschen eingerichtet habe, wo nur ich wohne/Krach und Schmutz mache und Ort bei Familie und Freunden. Hinzu kommt, dass auch jedes Land ander Interpretationen von “Hostels” bereit hält. Aufgrund des nun schon längeren Reisens, merke ich dass mir ein Ort “NUR” zum Schlafen manchmal nicht reicht. Ich suche schon die Möglichkeit mich selbst versorgen zu können (gut ausgestattete Küche) um selbst kochen zu können und Geld zu sparen (vor allem um mir Kaffee kochen zu können :)) . Ich suche oft nach Ruhe, da die Welt um mich herum manchmal einfach zu laut und auch anstrengend ist. Es gibt jeden Tag so viel Neues, Irritierendes und Schönes dass ich Zeit und etwas Ruhe brauche um das zu Verarbeiten. Verarbeiten heißt auch eine Ort im Hostel zu haben wo ich Blog schreiben kann, aber ohne ein gutes Internet kann ich keine Artikel/Bilder hochladen.
The City…

Anders als Oaxaca ist die Stadt überaus touristisch ausgelegt. Klein, fein und sehr schön Anzusehen und all den Bergen im Hintergrund. Die Häuser sind farbenfroh angestrichen und das Publikum ist bunt gemischt, bzw. gibt es sehr viele weiße Tourist*innen. Im Zentrum reiht sich ein Restaurant an das Nächste, unterbrochen nur von den Reisebüros und Läden zum Verkauf von Kunsthandwerk. In der Stadt geht es vor allem um die Touren ins Umland. Z.B. zu den Wasserfällen, dem Canyon, den indigenen Dörfern und und und .. Und wir hatten uns gegen diese Touren entschieden.
Warum eigentlich und werde ich diese Entscheidung irgendwann mal bereuen?
Bestimmt, doch zum einen werde ich immer etwas verpassen, egal wieviele Touren ich mache und es ist für mich eine klare Entscheidung für andere Dinge. Dinge, die meinem momentanen Wohlsein/Interesse und meiner Art/bzw. unserer Art mehr entsprechen. Und ich mag es immer noch nicht früh aufzustehen und mit anderen Menschen in kleinen Autos durch die Gegend gekutscht zu werden. Plus der Punkte von Kosten und Regenzeit. Es ist sonnenklar, dass es am Nachmittag/frühen Abend regnen wird, was nicht schlimm ist, doch wo die Sache trocknen wenn es keine Heizung gibt?
Was wir dennoch gemacht haben:)
Den zweiten Tag in San Cristobal haben wir eine Freewalking Tour genutzt um etwas Orientierung in der Stadt zu bekommen und damit das Wohlfühlen zu steigern. Erika zeigte uns, mit viel Freude, vier Stunden lang ihre Stadt und ließ uns lokalen Kaffee probieren, erzählte über die Zapatistas, führte uns in Restaurants (dort as ich später eine vegane Tamales), steckte Madeleine in traditionelle Kleidung und ließ und Pox kosten (indigener Schnappes). Für uns eine der besten Touren dieser Art und wir haben schon einige gemacht.
An einem anderen Tag sind wir zu einer Filmvorführung ins Kinoki (Kulturzentrum) gegangen, zum Thema Kampf der indigenen Frauen in Guatemala und El Salvador Frauen gegen das Breitmachen der Industrie deren Verschmutzung des Wassers. Das und die Diskussion im Anschluß (Madeleine hat mir im Anschluß bei einem Bierchen, all das erzählt was ich nicht verstanden haben, also 95%) waren echt hart zu verdauen. Beispielsweise ist Coca Cola hier schon so stark in dem Leben der Menschen verankert, dass es in rituellen Zeremonien auftaucht, schon Kleinkinder es zu trinken bekommen, aber niemand sich um die entstehenden Probleme (Diabetes, Übergewicht, etc.) kümmert. Coca Cola ist hier, in Chiapas einem der ärmsten Bundesstaaten in Mexiko, günstig und allgegenwärtig, sogar ich bekomme hin und wieder Lust darauf bei all der Werbung. In San Cristobal gibt es in der Innenstadt sehr viele Kinder, die beladen mit Zuckerwatte, Klamotten, Schmuck, noch kleineren Kindern oder anderem Handwerk versuchen diese Dinge zu verkaufen. Erika (unser Guide) bat uns darum, nichts von den Kinder zu kaufen. Sie sagte, dass es sich dabei um eine organisierte Form der Beschäftigung handelt, bei der die Kinds morgens in die Stadt gebracht werden und nach 10 Stunden abends wieder eingesammelt werden. Das Geld das sie verdienen, würde nicht ihnen zu gute kommen. Daher bat Erika uns darum, wenn wir etwas tun wollen, dann sollten wir den Kinder eine Tamales oder Tacos gegen den Hunger geben, das würde ihnen mehr helfen.

In San Cristobal ist es möglich fast alles zu bekommen, was der Mensch so essen mag, doch was wir am meisten gefeiert haben: Das Angebot von 3 Empanadas mit Käse und ein bissel Rohkost für 10 Pesos (50Cent) und dazu ein abgefahrenes Getränk (Horchata) auf dem Markt Dulce. Wir sind zu „unserer“ Seniorita gleich drei mal gegangen, weil es ein toller Spot zum gucken und Sein mit den Locals war. Auch die anderen Märkte haben uns begeistert, vor allem die Farben der Decken, Kleidung, Caps. Da frage ich mich, warum wir in Deutschland so abgekommen sind von Farben und Mustern? Are we afraid of colours?
Nach dem Farmstay
Nach unserem Aufenthalt auf der Farm führte uns unser Weg wieder zurück nach San Cristóbal. Und wieder war da die Entscheidung für ein Hostel zu treffen und wieder war da eine neue Erfahrung zu machen. Diesmal entschieden wir und für die andere Seite der Stadt, für anfangs zwei Nächte, die wir dann auf drei Nächte verlängerten.
Nach der Farmzeit waren wir Beide unglaublich müde und kraftlos. Es war als hätte da jemand den Schalter auf Ruhemodus umgelegt. Die Stadt passte nicht ganz zu unseren Bedürfnissen nach Ruhe und Wärme und leider konnte uns das unser zweites Hostel auch nicht bieten. Vor uns stand die Überfahrt nach Quetzantenalgo (Guatemala), doch die richtige Motivation für diesen Schritt blieb noch aus. Hinzu kam der Wunsch meiner Mutter, das Land aufgrund der Informationen vom auswärtigen Amt zu überfliegen. Ich geben zu ich hatte Schiss und aus dem Grund verlängerten wir das Hostel um uns noch weiter zu informieren. Und das taten wir auch. Wir verbrachten viel Zeit damit das Internet zu durchforsten, nutzen die Zeit um die für uns richtige Reiseagentur zu finden, noch mal Empanadas zu essen, viel Kaffee zu trinken, Postkarten zu schreiben und vor allem Kraft für unsere Überfahrt zu sammeln.
Fazit
San Cristóbal war ein Wunschziel und von oben betrachtet ist es eine wunderschöne Stadt, mit Geschichte und viel zu Erleben und zu Essen. Leider passte die Stadt nicht ganz zu dem was wir suchten und brauchten, ausgenommen der Farmstay und dennoch ich würde wiederkommen. Dann aber im Frühling und mit etwas mehr Kleingeld in der Tasche um ein paar von den schönen Stoffen, dem Kaffee oder Schnaps mit nach Hause nehmen zu können.