
El Rancho Evergreen
Ich habe, wenn auch nicht so viel, aber doch schon einige Erfahrungen mit Pferden sammeln können, doch was ich heute erleben durfte war neu und faszinierend zugleich.
Sam (unser Host/amerikanischer Althippie) nahm uns heute mit auf eine ganz andere Reise. Einem anderen Weg sich Pferden zu nähern. Es ging am Anfang weniger um Pferde, als vielmehr um einen selbst, um Balance, Sozialisation und Erziehung um Glaubenssätze und vor allem Kommunikationsmuster. Wir begannen auf einer der Koppel, auf einer Anhöhe mit Blick auf den blauen Himmel, die Berge um uns herum und ein sattes Grün. Er lud uns ein, all diese Formen und Farben in uns aufzunehmen, die Sonne wirken zu lassen und tief zu atmen.
Angelehnt an die Theorie, dass wir Menschen in einer modernen Welt disconnected sind von uns und dem, was die Natur uns bieten kann, lud er uns ein die Stiefel auszuziehen und barfuß durch das Gras und eine riesige Pfütze zu laufen und nachzuspüren wo und wie Natur sich anfühlt. Es ging um Balance.
Sam erzählte und wir hörten zu.
Nicht alle Ansätze, Sichtweisen und Theorien die uns Sam vorstellte entsprechen meiner Sicht auf die Welt, doch ich gebe zu, dass je länger ich auf diesem Berg stand, die Sonne im Rücken und das Gras zwischen meinen Füssen spührte, ich ruhiger wurde und mich immer besser fühlte. Mit der Zeit konnte ich mich so immer besser auf den Ort einlassen, zudem war ich sehr überrascht über die Offenheit von Sam, in der er uns an seinen persönlichen Höhen und Tiefen teilhaben ließ. Allein dieser Part war schon besonders und aufwühlend für mich und ich verließ den Berg mit dem inneren Wunsch einige meiner erlernten Verhaltensweisen mal wieder zu überprüfen.
Was ist das wertvollste was was ich einer anderen Person (Lebewesen) zukommen lassen kann? Meine Zeit, meine Aufmerksamkeit und meine Zuneigung (ohne den Wunsch nach einer Gegenleistung). Aspekte, die mir schon bei Menschen schwer fallen und jetzt in Übertragung auf Pferde? Doch Sam lebt diese Ansätze mit all seinen Tieren und lebt damit eine ganz besondere Beziehung zu ihnen.

Im Anschluß gingen wir in eine Herde von fünf weiblichen Pferden und einem Wallach. Nie würde ich mich in eine Herde Pferde stellen, die ich nicht kenne und noch nie habe ich erlebt, dass Pferde auf mich zukommen um sich von mit kraulen zu lassen. Doch hier mit Sam war es anders. Wir sind in die Herde und einzelne Tiere kamen auf Sam zu. Nicht für Futter, da war kein betteln oder durchsuchen der Hosentaschen, sie kamen um sich von ihm den Kopf, die Ohren, den Rücken und Hintern kraulen zu lassen. Und Sam nahm sich Zeit. Zeit für jedes einzelne Tier, er sprach mit ihnen und er ließ die Tiere gehen, die gerade nicht in the mood waren, ohne jedes Zeichen von Enttäuschung. Ich konnte den Pferden den Genuss ansehen, wenn er ihnen die Ohren kraulte.
Es herrschte etwas Eifersucht unter den Tieren, wer denn nun gekrault werden durfte, was etwas Unruhe in die Gruppe brachte. So blieb ich anfangs etwas am Rand aus Angst/Respekt, zudem bin ich eher der Mensch, die abwartet ob ein Tier auf mich zukommt. Während Madeleine schon mit Vergnügen mit einzelnen Tieren sprach und sie, wie Sam, kraulte, kamen etwas später auch Tiere zu mir und forderten sich Streicheleinheiten ein. Anfangs sehr zaghaft aber mit der Zeit immer mutiger kraulte auch ich diese Tiere. Nur küssen wollte ich sie nicht.
Ich bin kein Stück traurig an diesem Morgen nicht gleich auf eines der Pferde gesprungen zu sein um auszureiten. Die Erfahrung auf dem Berg und dann in der Herde zu stehen waren so gut und geben mir viel mehr Vertrauen in einen möglichen Ausritt. Und wenn ich ausreiten sollte, dann auf einem Tier was ich nun schon etwas Kennenlernen konnte und das “freiwillig” zu mir kommt.
Immer mit uns und um uns herum auf der Koppel waren einige der Farmhunde, ein Bulle und eine Ferse sowie Hühnen und Hahn. Die meisten Tiere laufen hier frei umher. Die sechs Hunde, fünf Katzen, Pferde und Hühner mit ihren Küken. Irgendwie kommen alle gut miteinander klar, die einzige Ausnahme ist Muffin (Chihuahua Hündin), die mit Freude die Hühner jagt und tötet.
Muffin und ihre Söhne Das Kerlchen wollte Madeleine schon am ersten Tag in den Rucksack stecken und mitnehmen.
Nun regnet es wieder und wird für heute bestimmt auch nicht mehr aufhören. Somit machen Madeleine und ich es uns unter dem Vordach der Scheune bei einem Lagerfeuer und ein paar Runden Quix gemütlich.
Mal sehen was der nächste Tag bringen wird :).