Bye Bye Oaxaca

Nach 16 Tagen in Oaxaca geht es für uns nun weiter Richtung Süden. Mit dem Nachtbus nach San Cristóbal de las Casas. Doch zuerst muss sich Madeleine hier noch um eine verstopfte Toilette kümmern. Da denkst du, es geht auf Reisen immer um das Wetter, die Sehenswürdigkeiten und das gute Essen aber nein, es sind auch die banalen Dinge, die das Reiseleben aufregend (wenn auch nicht immer positiv) machen. Ich brauchte einige Zeit für die Umstellung meiner jahrelang einstudierten Klopapierhandbewegung “Klowurf” hin zum “Dunking in den Eimer”. Mal ganz abgesehen von der Irritation im Kopf und dann diesen Mini-Leitungen. Manchmal ist schon das Fehlen einer Klobürste ein 15 minütigen Aufreger wert. Aber gut, Madeleine wird das schon reparieren. Wir haben ja noch einen Moment Zeit und da es regnet werden wir hier und heute auch keine Ausflüge mehr vor unserem Auszug machen. Ach ja und das Leitungswasser ist auch wieder da. Der Tank war einfach alle.

Was sonst noch passiert ist!

Madeleine und ich hatten uns ja eine kleine Liste von Dingen zusammengesucht, die hier in Oaxaca machen müssen und die wir gerne machen wollen.

Eines dieser Dinge war das Treffen mit den Menschen von Rotaract.

Mhhhh wer oder was ist Rotaract?

Rotaract ist die Jugendorganisation von Rotary Clubs, leitet sich aus „Rotary“ und „in action“ ab, dort treffen sich Menschen zwischen 18 und 30 Jahren um sich unter dem Motto ‘Lernen-Helfen-Feiern’ gemeinsam einzusetzen. Allein in Deutschland gibt es mehr als 3.700 Rotaracter in 190 verschiedenen Clubs. Über das weltweite Austauschprogramm von Rotary war Madeleine 2009/2010 mit 16 für ein Jahr in Venezuela, hat dort in Gastfamilien gelebt, ist zur Schule gegangen und hat Land und Menschen kennen und lieben gelernt. Dort hatte sie die Idee eines Rotaract Clubs kennengelernt und sich in der Zeit da engagiert. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland hat sie mit Freund*innen selber einen Club gegründet und sich weiterhin eingesetzt. Über die Privilegien, die in diesen Clubs gebündelt werden haben Madeleine und ich uns schon 2017 lange und ausführlich unterhalten. Ich hab da zu bestimmten Punkten auch eine kritische Haltung, dennoch sehe ich auch die Möglichkeiten, die die Organisation für vor allem junge Menschen mit sich bringt. Hier in Mittel- und Südamerika haben Rotary und Rotaract eine andere öffentliche Sichtbarkeit und werden anders gelesen. Überall sind deren Zeichen zu sehen und die Arbeit der Clubs ist um einiges öffentlicher und wird mehr dargestellt. So auch hier in Oaxaca und zu Beginn unseres Aufenthaltes hat Madeleine einen der Rotaract Clubs angeschrieben.

So kam es, dass wir uns letzten Freitag mit ihnen in einer Bar getroffen haben. Ich war beeindruckt, wie schnell und selbstverständlich wir in deren Runde mit aufgenommen wurden und damit ein Teil des Abends geworden sind.

Madeleine ist vollkommen aufgegangen zwischen all den Menschen und strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

Was mir persönlich mit meinen geringen Sprachkenntnissen sehr entgegen kam, war eine Runde Origami. Da sich bei diesen Treffen auch immer neue Menschen einfinden, gibt es ein Angebot, welches die Menschen auch auf anderen Wegen zusammenbringt. Und so war es auch. Dafür brauchte ich keine Sprache, ich musste nur zugucken was vorgefaltet wurde und konnte dann noch Anderen beim Falten helfen. Es war wunderbar und super lustig, da wir alle unsere Herausforderungen mit dem Kranichfalten hatten, und dabei gleichzeitig viel viel Spaß.

Der Club trifft sich nicht nur zum Basteln und auf ein Bier, es geht auch immer wieder darum was zu tun. An diesem Abend ging es darum, Essen auf die wartenden Menschen vor dem Krankenhaus zu verteilen. Es war ein medizinisches Zentrum, wo vor allem Freiwillige und Studierende arbeiten und so kostenlos medizinische Hilfe anbieten können. Viele Menschen kommen von den umliegenden, kleinen Dörfern dorthin, weil ihnen oft die finanziellen Mittel fehlen, sich vor Ort behandeln zu lassen oder es die erforderliche Ausrüstung nicht gibt. Die Angehörigen bringen die Patient*innen dorthin und warten dann oftmals Tag und Nacht vor dem Krankenhaus, um Informationen oder Besuchszeiten zu bekommen. Für Unterkunft oder tägliche Anreise fehlt das Geld und es scheint für die Menschen einfacher, dort zu warten. Deshalb kauften wir Pizza und Getränke und verteilten diese unter den Wartenden Erwachsenen und Kindern. Das Geld für die Pizzen nahmen die jungen Rotaracter*innen (wie wir) aus den eigenen Taschen. Nach der Aktion sind wir dann noch mit ein Paar Leuten Essen gegangen (arabische Tacos, nette Fusion) und wurden – da das Krankenhaus ausserhalb des Zentrum lag, noch von ihnen zurück in die Stadt mitgenommen.

Vielleicht darf ich noch ergänzen, dass wir 7 Menschen in einem durchschnittlichen Auto waren und ich auf Madeleines Schoß die beste Aussicht auf die lebendige Innenstadt von Oaxaca hatte. Die Einladung auf einen Geburtstag zu später Stunde lehnten wir dankend ab, es war bis dahin schon ein super aufregender Abend gewesen. Danke!

Warum mochte Hitler die Polen nicht?

Ich bin fleißig in die Schule gegangen und hatte anfangs auch viel Spaß mit meinen zwei neuen Lehrer*innen. Karen ist der Knaller, eine junge Frau mit so viel Energie, die noch nie Schnee gesehen hat und am liebsten deutsche Würstchen isst. Sie hat mir noch mehr Grammatik beigebracht und war dabei so unterstützend, denn gerafft habe ich die unterschiedliche Anwendungen von “”por” und “para” noch immer nicht. Für den Konversationspart hatte ich Edgar. Edgar war der Typ, der mir am Anfang am unsympathischsten war, mit seinen gegeelten Haaren und den Ketten an den Hosen, dem Bad-Boy Image und dem harten Gesichtsausdruck. Doch es kam mal wieder ganz anders. Mit ihm hatte ich so einen coolen Austausch über “Kultur”, Essen und Trinken, Musik, die Zapatistabewegung, General Marco und Nationalisten in Mexiko. Er fragte mich warum Hitler die Polen nicht mochte und wie die Deutschen so sind? Da waren so viele Fragen und ich hätte stundenlang mit ihm philosophieren können, doch leider sprach er zu wenig Englisch und ich zu wenig Spanisch. Somit gehe ich gefüllt mit Fragen aus der letzen Schulwoche hier in Oaxaca, aber auch etwas frustriert, da ich nun zwar sehr viel mehr verstehe was um mich gesprochen wird, doch ich habe leider auch einen Knoten im Kopf der mich sehr beim sprechen hemmt. Ich hoffe, dass sich das die Tage löst und vor allem hoffe ich, dass ich den Arsch hoch bekomme, weiterhin mein Spanisch zu verbessern. Hinweiß: Die Preisangaben auf den Homepages der Sprachenschulen sind NICHT in Pesos, sondern in US-Dollar. Ich habe diesen Fakt übersehen (warum sollten die Preise auch in Dollar da stehen) und war dann doch sehr über die Höhe der Gebühren überrascht. Hola!!!

Auf unserer to do – Liste steht auch der Rückversand der Isomatten nach Deutschland, sowie das Klären unserer Auslangen in Portugal. TAP hat es noch immer nicht geschafft unsere Auslagen vom 03.07.2019 zurückzugeben. Aber wir sind dran.

Mehr Erfolg hatten wir in puncto Paketversand. Es ist weg…. wir wissen nicht, ob es ankommen wird, oder ob meine Eltern noch Millionen beim Zoll zahlen müssen, aber es ist weg. Ein Paket wegschicken ist allerdings auch eine Tagesaktion für sich. Die Menschen haben einfach mal die Ruhe weg und wollen wissen was in den Paketen ist.

Wir haben mir endlich eine Hose gekauft. Ich gebe zu, nicht mein Lieblingsmodel, doch es ist hier einfach mal Herbst und so ist die Auswahl doch sehr eingeschränkt.

Und dann haben wir uns doch noch zu einer der Touren in die Umgebung aufraffen können.

Monte Albán

Ein Teil unserer Recherce zu Oaxaca lag auf der Frage, was wir um die Stadt herum noch alles ansehnen könnten/sollten. Wir geben zu nicht gerade die größten Fans von organisierten Touren zu sein. Wir mögen es ehr individuell, mit einem Start nach dem Aufwachen und dem zweiten Kaffee, mit eigenem Zeitkontingent an den jeweiligen Orten und mehr Kontrolle über das was wir uns wirklich ansehen wollen. Hier um Oaxaca stechen vor allem die Fahrten zum versteinerten Wasserfall „Hierba del Agua“ und “Monte Albán” raus. Kombiniert wird das dann mit dem dicksten Baum der Welt in Thule, einer Mezcalfabrik, Handwerksdörfern, und und und. Unsere erste Idee war die Tour zum Wasserfall zu machen (150Pesos) und eine Mountainbike-Tour um Monte Albán.

Mit der Zeit verloren wir jedoch das Interesse an dem Wasserfall, da wir auch immer mehr zu den einzelnen Aspekten der Angebote in Erfahrung bringen konnten. Da sind die versteckten Kosten, Mezcal hatten wir dann auch schon probiert und Handwerk kann in der ganzen Stadt bewundert werden. Zudem war die letze Woche super heiß und wir voll lasy 😉 Das Radfahren haben wir dann vor allem aufgrund des Preises geskippt und weil wir uns irgendwann in der Zeit für eine Pferdefarm in San Cristóbal de las Casas entschieden haben.

Aber ganz ohne wollte wir dann doch nicht und so durchsuchten wir das Internet und fanden eine Möglichkeit, ganz ohne Handwerk und nach eigenem Zeitplan nach Monte Albán zu kommen. Für 60 Pesos pro Person (keine 3Euro) fuhr uns ein Minibus zum Berg (und zurück) und dort zahlten wir dann nochmal 75Pesos für den Eintritt. Diese drei Stunden gaben uns einen Einblick in die Bauwerke der Zapotheken und einen Überblick über die Landschaft (vor allem Bergwelt) um Oaxaca. Im Anschluß sind wir dann mit Jean (aus Kanada) auf dem Markt 20 November essen gegangen.

Während ich hier die letzten Worte schreibe, kämpft Madeleine mit dem Klo und entdeckt dabei den kleinen Bruder von Michael unserem Hausgecko. Es folgen eine Rettungsaktion mit aufgeschnittener Michpackung und die Reparatur der Toilette.

Bis bald, dann hoffentlich von 2000 Meter über dem Meer, aus San Cristóbal de las Casas

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Seis huevos por favor

September 25, 2019