Die ersten Worte zu Oaxaca

Wir sind nun seit einer Woche hier und ich bin sehr froh, dass wir unseren Aufenthalt noch um einen Woche verlängert haben.

Von Mexiko-City nach Oaxaca

Wir hatten uns schon von Beginn an auf diese Stadt gefreut, ohne zu viel über diese zu wissen. Oaxaca ist die Stadt auf dem Weg nach Chiapas, der Bundesstaat, in dem ich gern mal einen Kaffee trinken möchte. Nur durch ein-zwei Blogs, die wir in Mexiko-City gelesen hatten wußten wir, dass Oaxaca ein guter Ort ist ein wenig mehr in das mexikanische Leben einzutauchen zu können und die Sprache zu lernen. Für die erste Woche suchte ich mir dann eine Sprachschule raus und Madeleine fragte bei einem Volunteerprogramm an. Na dann, Vamos! Wir sind mit einem AU-Bus (ADO-Gruppe) für 842 Pesos angereist. Inclusive waren: Kakteenreiche Landschaft zum bestaunen (kenn ich ja sonst nur von Madeleines Fensterbank) zwei Pullerpausen und eine Playlist der 80iger und 90iger. Ich sach mal, passte.

Die Stadt Oaxaca (und ihr könnt echt viel zu der Stadt im Internet finden, von daher hier nur ein paar ganz eigene Gedanken) begrüßte uns mit riesigen Regenwolken, warmen Temperaturen und einer angenehmen Hektik am kleinen Busbahnhof Periferico. Mit Google Maps auf dem Handy schlängelten wir uns dann durch die engen Straßen.

Was ist das gefährlichste in Mexiko? Kriminalität, Durchfall, Skorpione? Nein, es ist der Verkehr, bzw. jedes einzelne Auto. Später sollten wir erfahren, dass die Menschen hier nicht unbedingt eine Fahrschule besucht haben und Taxifahrern (hab noch keine Frau gesehen) das Wissen um die Verkehrsregeln abgesprochen werden. Anmerkung Madeleine: Hier kann Mann und Frau sich den Führerschein auch einfach kaufen.

Wir waren bester Laune und sehr neugierig auf unsere Unterkunft, denn wir hatten uns da bei Airbnb ein Schmuckstück mit dem Namen Departamento Coyotepec “Casa Nogal” rausgesucht.

Das Besten ist, dass egal wie warm, laut und staubig die Stadt ist, wenn wir das große Tor zum Hofeingang durchschritten haben, dann erwartet uns ein paradiesischer Garten mit Bäumen, Blumen, einem kleinen Brunnen und vor allem angenehme Ruhe. Herrlich…. wären da nicht… und ich muss beim Schreiben irgendwie schmunzeln… die vielen verschiedenen Mitbewohner*innen. Am ersten Morgen erzählte mir Madeleine ganz aufgeregt von einer siebenbeinigen Spinne im Wohnzimmer, die ich am nächsten Tag dann mit Glas vor die Tür gesetzt habe, auch dachten sich anscheinend viele kleine Ameisen, dass sie einen Straße durch unser Schlafzimmer bauen können. Doch die bisherige Krönung war ein Skorpion, der seelenruhig durch unser Wohnzimmer spazierte, während wir auf den Couchen entspannten. Ich hatte zuvor noch nie einen freilaufenden Skorpion gesehen, plus der Tatsache, dass ich über dieser Tier nur wußte dass sie tödlich sein können löste schon etwas Panik in uns aus. Vor allem was sollen wir nun mit dem Tier machen? Erstmal ein Glas drauf und dann Ruhe bewahren. HaHa… na ja nachdem Madeleine das Telefon weg legte und meinte sie hätte nun genug zu dem Thema gelesen, setzten wir das Tier vorsichtig vor die Tür (der Nachbarn). Jetzt haben wir uns schon ein wenig an all die Tiere hier gewöhnt, den Salamander am Nachbarhaus, den Mücken und sich immer wieder selbst einladenden Riesenameisen.

Ironie an der Sache…. unsere Hausherrin ist gerade dabei alle Häuser zu Räuchern, da es doch sehr viele Ameisen sind und fragte uns ob wir umziehen wollen. Ich mag die Idee doch beim schreiben dieses Textes hier fiel mir auf, dass wir ab morgen genau in das Haus ziehen werden, zu dem der Skorpion nach meinem Aussetzen sich zurückgezogen hat. Unter dem Motto man, sieht sich immer zwei Mal im Leben, oder … Wiedersehen macht Freunde.

Wer in einer Stadt wohnt, bewegt sich anders als ein Mensch der nur einmal zu Besuch kommt und wir tun so, als würden wir hier leben.

Aufgrund unserer geliebten kleinen ruhigen Wohnung und dem Wissen um ausreichend Zeit in der Stadt gingen wir die Erkundung langsam an. Wir genossen erstmal einen guten Kaffee in einem kleinen Café um die Ecke, kauften uns eine Tüte frisch gemahlenen Kaffee für zu Hause und begannen dann unsere Erkundungstour durch die Innenstadt. Oaxaca ist groß, doch wir bewegen und nur im kleineren Zentrum, bzw. in der Nähe jenes. Die Stadt ist aufgebaut wie eine Tafel Rittersportschokolade, an deren Straßen sich die Häusern nahtlos aneinanderreihen. Der Wechsel von einem Haus zum nächsten wird oft nur durch einen Farbwechsel deutlich. Von außen dominieren hohe Wände, große Tore, verschlossene Türen und Gitter vor den Fenstern. Die Häuser sind zur Zentrum hin zweistöckig, mit Dachterrasse und Hund darauf in den schönsten Farben und geben der Stadt neben all dem Stacheldraht und Metall einen sympathischen Anblick. Die wirkliche Schönheit der Stadt, doch das ist eine Vermutung, liegt bestimmt in den Innenhöfen der Häuser. Zu allen Seiten erstrecken sich im Hintergrund der Stadt hohe Berge, an denen sich oft die Wolken ausruhen.

Eine Woche Sprachschule

Jeden Morgen nehme ich den selben Weg zur Schule und begrüße die Menschen in meiner Nachbarschaft mir einem Buenos Dias. Kurz vor neun ist es noch ruhig, die Luft noch klar und die Sonne steht noch tief. Ich habe mich für die International Language School hier in Oaxaca entschieden und für einen Woche für vier Stunden am Tag angemeldet. Anfangs war ich sehr nervös und glücklich darüber, dass mich Madeleine hinbrachte, doch nun bin ich schon ein großes Schulkind und finde meinen Weg. Es ist Nebensaison und so habe ich das Glück Einzelunterricht genießen zu können. Zwei Stunden Grammatik und zwei Stunden angewandtes Vokalbeltraining. Mein Maestro (Lehrer) Juan, jagte mich am ersten Tag sprichwörtlich über den Wochenmarkt und ließ mich Obst und Fruchtsorten beschreiben. Spannend finde ich, dass ich Spanisch mit Hilfe einer anderen Fremdsprache lerne. So sind alle Übersetzungen in meinem Arbeitsheft und Kopf auf Englisch, die Grammatik wird angelehnt an die englische und in meinem Kopf überschlagen sich die Worte. Cebolla – Onion – Zwiebel. Neben der Sprache – und ich denke Juan nutzt die Chance mit mir auch sein Englisch zu trainieren 😉 – gibt er mir viele Einblick in das Leben der Menschen hier in Oaxaca oder ins Mexikanische an sich. Wir sprachen über den Umgang mit Skorpionen in Oaxaca, über Bilder im Kopf von Deutschland und Mexiko, über den „Dia de los muertes“, Schmetterlinge, Erdbeben und many more. Er empfahl mir den Disneyfilm Coco zum Thema „Dia de los muertes“ und hat mir auch den Tipp gegeben, mehr über Emiliano Zapatista mich zu informieren. Am Ende der Woche muss ich sagen: Nein ich kanns nicht, ausserhalb der Schule sind die spanischen Worte wie weggeblasen aus meinem Kopf. Alles was da ist, ist der Wunsch sprechen zu können, doch mehr als “Très Bien” (und das ist französich) oder ein Kopfschütteln ist noch nicht drin. ABER theoretisch und in ruhigen Momenten kann ich doch schon ganz schön viel sagen und kenne die wichtigsten Vokabeln 🙂

Nach dem Unterricht treffe ich mit Madeleine zum Mittag. Sie geht tagsüber auch in die Schule, jedoch etwas anders als ich. Ihre Schule ist ein Zentrum für Kinder mit Down-Syndrom und Autismus und sie macht da Betreuung zusammen mit den Lehrerinnen. Kleben, basteln und kneten gehören da eher zu ihrem Alltag. Mittags testen wir uns durch die Küche der Stadt und da Essen gehen aus unserer Perspektive günstig ist, macht das auch echt Spaß. Und dann? Dann kommt nicht mehr viel. Wir gehen dann noch auf den Markt um uns Obst und Gemüse zu kaufen oder mal zum Friseur, doch Madeleine macht nebenher noch ein Fernstudium das Zeit benötigt und ich muss Hausaufgaben machen. Somit hat unsere Leben hier weniger vom lustigen Reiseleben, als vielmehr von der day-to-day Routine. Aber das ist auch vollkommen ok 😉

Independence Day

Am zweiten Tag unserer Ankunft in Oaxaca haben wir uns Klebezettel und einen schönen Stift gekauft um all die Dinge zu notieren, die wir hier gern machen wollen würden. Dem vorraus ging ein Recherchenachmittag, der uns viele Angebote aufzeigte. Darunter war auch die Teilnahme am Independence Day auf dem Zocalo (Zentraler Platz in der Stadt). Wir hatten davon bei unserem Freewalk gehört, den wir am ersten Sonntag hier gemacht hatten, um ein bissel mehr über die Stadt zu erfahren. Am Abend vor dem Independence Day, dem 16. September treffen sich alle Menschen um 23 Uhr auf dem Zocalo um den Spruch „Viva Mexico“ zu schreien. Damit startete am 16.09.1810 die Revolution gegen die Kolonialmacht Spanien, die 1821 dann auch in der Unbahänigkeit endete. Also gingen wir gegen 22 Uhr zum Zocalo und trafen auf unserem Weg viele Menschen sowie die Vertreter*innen der Nationalgarde, die hoch bewaffnet um den Platz verteilt standen. Das, die Geschichten über die Gewalt an Frauen beim Freewalk, der Skopion ein paar Stunden davor und dann die vielen Gesichter, die uns auf dem Zocalo angestart hatten, ließen uns unsicher werden, ob wir dort richtig sein. Leider gab es für uns auf dem Platz nicht viel zu tun, auch passierte erstmal nicht viel und es waren noch 45min bis 23Uhr. Das Unwohlsein stieg und so beschloßen wir den Heimweg anzutreten und den Unabhängigkeitstag aus sicherer Distanz zu begrüßen.

Ich finde es schon schade, den Moment verpasst zu haben. Ich weiß aber auch, dass mir Sicherheit wichtig ist (egal wir real oder nicht real Gefahren sind), denn damit einher geht mein Wohlgefühl auf Reisen und das ist neben meiner Neugierde an Menschen und neuen Orten grundlegend für mich.

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