Halifax ein kleines “zu Hause” in Kanada

Halifax (und das Hostel) kam uns nach der Zeit auf der Farm wie ein Paradis vor. Wir hatten unsre Unabhängigkeit zurück und wurden von den Menschen denen wir begegneten herzlich und mit Interesse an unserer Geschichte aufgefangen.

Alles Begann damit, dass uns der Busfahrer, der uns am 25.07 nach Falmouth brachte, uns an jener Tankstelle auch wieder einsammelte und sogar wieder erkannte. Er sprach mit uns über seine Wahrnehmung über die Ausbeutung von „Helfern“ im sogenannten Valley und das er dieses Verhalten seiner Mitbürger*innen nicht gut findet. Mit seinen Worten machte er uns wieder sichtbar und das tat in dem Moment soooo gut.

Der Arequipa- Effect

Noch im Eingang des Hostels, stolperten wir über eine Frau, mit der wir schon vor unsere Farmerfahrung ins Gespräch gekommen sind und verfielen in einen Austausch über die unterschiedlichen Erfahrungen mit den Hosts (Arbeitgeber*innen). Und wieder fühlten wir uns genau richtig und angenommen mit unseren Themen und an diesem Ort. Sie verwies uns dann noch an einen andere Deutsche @Kadija, die auf der Suche nach Erfahrungen in biologischer Landwirtschaft. Doch dieses Thema war nur der Anfang von eine ganz besonderen und wunderschönen Begegnung. Aufgetankt durch all die schönen Menschen, machten wir uns auf den Weg zum Farmers Market. Einfach nur da sitzen und den Menschen zugucken, etwas leckeres Essen und Kaffee trinken, mehr brauchte es nicht um uns glücklich zu machen. Und vielleicht ein Mandelcreme gefülltes Croissant.

Schon bei unserem ersten Besuch zog uns der Farmers Markt an. Es ist eine große Halle mit Verkaufs- und Essensständen auf zwei Etagen, die jeden Tag geöffnet hat. Die meiste Zeit saßen wir nur auf den Treppen und schauten den Menschen zu, wie sie sich durch die Gänge bewegten, hier und da ins Gespräch kamen oder schlürften unseren Kaffe. Und was hat das nun mit Arequipa zu tun? Als Madeleine und ich 2017 durch Südamerika gereisten, beschloßen wir nach drei Wochen des stetigen Ortswechel mal ein paar Tage an einem Ort zu bleiben. Das war bei uns Arequipa (Peru). Dort fanden wir ein kleines Kaffee, mit allem was unser Frühstücksherz verlangte und weil es so gut war gingen wir wieder hin und wieder. Jeden Morgen freuten wir uns auf diesen Ort, an dem wir uns auskannten und von den Besitzer*innen jeden morgen freundlich begrüßt wurden. Am Ende wußten Sie auch schon was wir wollten und so entstand eine informellen Beziehung, in der wir uns sehr wohlgefühlt haben. Also immer dann wenn wir einen schönen Ort das zweite Mal besuchen, bzw. Menschen treffen, denen wir schon mal begegnet sind, dann ist das ein bissel wie nach „Hause kommen“, unser Arequipa-Effekt.

Halifax vor unserem Farmstay (26.-28.07.2019)

Halifax ist eine Stadt mit einer schicken Hafenpromenade, einer gemütlichen Betriebsamkeit, vielen Farben (wir sind auch prompt in die Gay-Pride reingeraten) und Orten zum Gucken und Verweilen. In den ersten zwei Tagen beschloßen wir, dass wir nach unserem Farmstay definitiv nochmal ein paar Tage in der Stadt verbringen wollten, da war noch so viel anzugucken und zu probieren, auch wenn unser erster Besuch etwas chaotisch begann. Bei der Buchung der Betten im HI-Hostel ist etwas falsch gelaufen und so hatten wir statt zwei Betten für die zwei Nächte nur eines für eine Nacht. Für die erste Nacht konnten wir dann noch ein Bett drauf buchen, doch für die darauf folgende mussten wir uns so eine neue Unterkunft suchen. Was anfänglich Frust und nervig war, stellte sich dann als Gewinn raus, denn so gingen Madeleine und ich an die Uni. Das Kings College biete in den Semesterferien seine Studierendenzimmer auch an Gäste der Stadt an, ähnlich einem Hostel. Einfache Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad und Frühstück. Ach das ruft Erinnerungen wach. Drei Jahre Doppelzimmer, in Lichtenhagen, mit immer wechselnden Menschen, würde ich heute nicht nochmal machen :). Anfänglich dachten wir noch daran weitere Nächte im Kollege zu verbringen, doch das Frühstück, worauf wir uns anfänglich gefreut hatten, enttäuschte und trotz Doppelzimmer wurde das HI-Hostel mit seinen Mehrbettzimmern und einer Küche zur Selbstverpflegung prompt wieder sehr attraktiv.

 

Halifax nach unserem Farmstay (03.-05.08.2019)

Und da waren wir dann auch gelandet. Sechsbettzimmer, gemischt, mit Fenster, Küche und Waschmaschine. Oh das war wichtig, Wäsche waschen… den Schmutz der Farmwoche aus dem Klamotten bekommen und den Geruch der Farm abwaschen. Dafür kauften wir uns den Frühling in Waschmitteltaps verdoppelten die Dosis und ließen unsere Sachen drei Meter gegen den Wind nach Blumen duften. Wir waren wieder glücklich. Den Abend nutzen wir für eine kleine Tour am Hafen entlang. Es war Busker-Festival, sowas wir Rummel und Kleinkunstparty mit Feuerwerk. 

Der Sonntagmorgen begann ganz wunderbar, mit Porridge und Kadija. Über das Thema Organic kamen wir ins Gespräch und Kadija erzählte uns ihre spannende Geschichte mit so viel Leidenschaft, Vergnügen und Offenheit. Es ging um Lebenswegen, Begegnungen mit homophoben Menschen, um das Leben in Kanada und Zukunftspläne. Im Anschluß war ich so erfüllt davon, dass wir in so kurzer Zeit so viel Teilen konnten und startete grinsend in den Tag. Es war ein heißer Tag und nach unserem ersten Spazieren durch die Stadt, war es Zeit für einen Snack und ein wenig Pause auf der Couch im Hostel. Dort trafen wir Elis, Französin mit Work and Travel Visum und eine ältere Dame, die mal in Halifax gelebt hat und sich auskannte. Der Einstieg war glaube ich die Titanik. Japp auch ich singe im Kopf sofort My heart will go on… aber echt, in Halifax liegen die Verstorbenen dieser Schiffskatastrophe. Es gibt in dort ein ganzes Museum zu diesem Thema und damit auch viel zu erzählen. Mit Elis ist mir ein weiterer sehr eindrucksvollen Mensch in Halifax begegnet. Wir redeten und es ging um den Vergleich von Westen und Osten von Kanada, um Bäckereien und französische Chocolatine, um Percé, Gaspésie und Reisen im Allgemeinen. Wie schon am Morgen, genoss ich das Gespräch auch weil es mir die Chance gab, mein Englisch etwas zu üben. Und dann gabs da noch Carolin, die mit uns im Zimmer schlief und versuchte uns Tips für Québec und Montreal zu geben. 

Auch wenn der erste Kontakt zwischen uns und dem Hostel nicht ganz einfach war, so war es am Ende doch zu einem kleine “zu Hause” geworden und das vor allem auch wegen der Menschen. Ich bin sehr gespannt ob sich Kontakte auch über Distanzen aufrecht halten lassen, doch am Ende liegt es ganz an mir. 

“Sprichst du mit jemandem in einer Sprache, die sie*er versteht, so erreichst du ihren*seinen Kopf. Sprichst du mit ihr*ihm aber in ihrer*seiner eigenen Sprache, so erreichst du ihr*sein Herz.” – Nelson Mandela

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Von Halifax nach Quebec

August 22, 2019