Woran merke ich, dass ich ein Land „gesehen“ habe?

Es sind gut zwei Wochen um. Wir haben 3000km in Ontario zurückgelegt und schon einiges gesehen. Vor allem Straße und Landschaft :). Und das Land ist schön, es besticht durch diese Landschaft und seine Seen. Auch wenn nicht jeder See einen Badezugang hat, bzw. durch private (Luxus)-bauten für die Öffentlichkeit gesperrt ist, so lassen sich bei intensiver Suche auch kostenfrei Wasserzugänge finden. Und das Wasser ist surprisingly warm. Nur der Lake Superior macht da eine kalte Ausnahme.

Neben der realen Welt in und um Miss Jackson (dem Auto) verfolge ich auch andere Reisende und ihre geposteten Erlebnisse. Grand Canyon hier, türkisblaue Seen in Westkanada dort, Dead End in Bolivien oder Taj Mahal. Bei diesen Bilder frage ich mich dann schon: Ist es das, was ich auf einer Reise machen sehen und erleben sollte? Erfahre ich das Land dann mehr, eher oder intensiver? Ich kann keine Highlights dieser Art oder Sights dieser Art posten, da wir die großen Sehenswürdigkeiten aufgrund von zu vielen Menschen und Kosten auslassen (Niagarafälle, CN-Tower, fancy Burger, etc.) Unsere Bilder zeigen viel mehr unseren Alltag und mal ein paar Ausschnitte von gewanderten Trails, einer heißen Dusche oder diversen Walmart Parkplätzen. Das aber sind Bilder, die viel mehr ein „Ankommen“ in unserer neuen Situation zeigen, unsere Orientierung beschreiben und damit sehr unabhängig vom Land sind. Aus Österreich hätten wir bestimmt ähnliche Bilder zu zeigen.

Also was muss ich tun damit ich sagen kann, ich war da?

Was ich erlebe sind Unterschiede. Durch Unterscheidungen wird deutlich, dass ich mich ausserhalb meiner gewohnten Umgebung bewege. 

  • die Menschen sprechen englisch, französisch und wahlweise sehr hoch
  • die kanadische Flagge, wohin du auch guckst
  • Tim Hortons (Dinner) und der Drive Thru
  • viele Kanus und Kajaks auf den Autodächern
  • rechts Abbiegen auch bei Rot
  • unglaublich saubere Toiletten (auch Dixis)
  • teure Lebensmittel und günstiger Sprit
  • Liquid Stores (eigene Märkte zum Erwerb von Alkohol) 
  • bewachte Trinkzonen auf Stadtfesten (wie Raucher*innenzonen auf Bahnhöfen) 
  • viele laute Pick-Ups und viel Rost
  • unglaublich kaputte Straßen
  • fehlende Fußgänger*innezonen in den Städten

Leider muss ich zugeben, dass ich das Erleben dieses Landes bisher ohne weitere menschliche Interaktion, mit Ausnahme der Wallimitarbeiter*innen, auskommt. In der Bewegung sein (on the road) und das Suchen von kostenfreien Stellplätzen, an denen wir niemanden stören oder uns unwohl fühlen hat noch nicht so viele Sozialkontakt mit sich gebracht. Aber ist ein Land durch seine Menschen erschließbar? Was sollte ich sie Fragen, worüber die Konversation beginnen? Eine meiner Ideen war es ja, die Menschen zu befragen was sie denn glücklich macht? Das ist auch weiterhin mein Plan, doch bisher traue ich mich noch nicht.

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