Schmerzen hören erst dann auf, wenn Veränderung da ist.

Ein Wunsch von mir vor der Reise war es, mich währenddessen mit Themen weiter auseinanderzusetzen. Ich habe schon gelernt, dass eine Veränderung der Umgebung nicht unbedingt das eigene Befinden ändert. Irgendwo hab ich mal die Worte gehört, dass Menschen sich selber ja immer überall mit hinnehmen, das gilt auch fürs Reisen und deshalb sind Themen auch immer wieder die gleichen. 

Nun sitze ich hier, skripte einen Podcast mit, der mich sehr zum Nachdenken anregt und merke, das hier ist der Heavy Shit. Gestern Abend schon vorm einschlafen hab ich die Folge vom Unterschied zwischen Schmerz und Leiden von Kaja Andrea, Soulwave Radio (absolute Empfehlung!) angehört, heute auf der langen Autofahrt sind mir immer wieder Bruchstücke vor den Augen aufgetaucht und so habe ich mich entschlossen, mit mehr Ruhe, Stift und Zettel das Ganze nochmal mir bewusst anzuhören. 

Die Worte wühlen mich sehr auf, ich hinterfrage mich und mein Handeln.  Schmerz kann Wachstum und Transformation bedeuten. Er zeigt uns, dass etwas im Moment nicht in Ordnung ist. Wenn der Zahn weh tut, wissen wir, da ist etwas nicht okay. Idealerweise beheben wir die Ursache und dann geht dieser Schmerz auch wieder vorbei. Bei körperlichen Problemchen sehr plausibel finde ich.

Ähnliches bei emotionalen Schmerzen. Auch sie können uns deutlich machen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Erstes Fazit: Schmerzen sind eigentlich gut, unangenehm, doch hilfreich für das eigene Wohlbefinden. 

Doch wie wird aus Schmerzen Leiden? 

Durch das Hinzufügen von Drama. Dabei geht es oftmals um das Erhalten von Aufmerksamkeit, um Nähe, Zuneigung, Liebe. Diese Strukturen können übernommen sein, oder erlernt. Der Fokus geht weg vom eigentlichen Schmerz zum nicht-hingucken-wollen. Dann geht es plötzlich mehr um die Geschichte als um den eigentlichen Schmerz. Wir sind im Außen, die äußere Instanz scheint dann wichtiger und prominenter zu sein. Für das eigene Handeln ist das gleich einer Entmächtigung. Wir gehen in eine passive Opferrolle, etwas wird uns von anderen angetan, wir bekommen (auch passives) Mitleid, fühlen uns nicht mehr alleine und manchmal sogar zugehörig. Die Geschichte dreht sich im Kreis, mehr Aufmerksamkeit, mehr Zuneingung, vergleichbar mit einer Droge. Wir wissen vielleicht, dass es auf lange Sicht nicht gut ist, doch aus der Opfer-Spirale kommen wir oft auch nicht mehr so einfach raus. 

Was wäre die Alternative?

Fühlen. Wahrnehmen. Fühlen. 

Sich fragen: Was genau schmerzt hier grade wirklich? Was will gesehen werden? Was kann ich daran ändern? Kann ich Erwartungen, Illusionen verändern, kann ich klarere Kommunikation betreiben, kann ich Beziehungen zu Freund*innen, Kolleg*innen, Partner*innen verändern oder verlassen? 

Es tut scheißenweh Dinge und Menschen gehen zu lassen. Ja. Punkt. Das will niemand und das ist manchmal auch kackendunkel an diesen Orten. Wir können in Mitgefühl mit den Menschen sein, die da grade sind, oder Mitgefühl bekommen. Menschen, die uns sehen, in Abstand bleiben, damit sie selber safe bleiben und uns helfen unsere eigene Realität neu zu erschaffen. 

Das wäre der aktive Weg, der Weg des Lernens, der Veränderung und Transformation. Immer wieder wahrzunehmen. Damit die Regenwolken keine bleiben müssen, sondern der Himmel sich irgendwann wieder lichten kann. 

Also welchen Weg wähle ich, denn Schmerzen hören erst dann auf, wenn Veränderung da ist. 

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Take me to church

Juli 10, 2019